Das Lipödem ist eine chronische Erkrankung, die häufig nicht richtig diagnostiziert wird. Viele Betroffene leiden jahrelang unter den Symptomen, ohne zu wissen, dass sie an lipödem leiden. Diese Krankheit, die vor allem Frauen betrifft, führt zu einer ungleichmäßigen Fettverteilung, meist an den Beinen und Armen, und kann mit Schwellungen, Schmerzen und emotionalen Belastungen einhergehen. Doch warum wird das Lipödem so oft übersehen? In diesem Artikel beleuchten wir die Gründe für die späte oder falsche Diagnose und die Herausforderungen, denen sich betroffene Frauen stellen müssen.
Lipödem wird häufig mit anderen Erkrankungen verwechselt
Ein Grund, warum das Lipödem so oft übersehen wird, ist, dass seine Symptome mit anderen Erkrankungen verwechselt werden. Insbesondere die Symptome von Lipödem ähneln denen von anderen Fettverteilungsstörungen wie Adipositas oder Lymphödemen. Bei vielen Betroffenen ist die Fettansammlung in den unteren Extremitäten und im Bereich der Hüften und Oberschenkel besonders auffällig, was häufig zu der Annahme führt, dass es sich um eine Form der Fettleibigkeit handelt. Ärzte gehen oft davon aus, dass die Betroffenen einfach Übergewicht haben, ohne die zugrunde liegende Ursache zu hinterfragen. Dies führt dazu, dass Lipödem nicht als eigenständige Krankheit erkannt wird, was die Diagnose erschwert.
Darüber hinaus zeigt sich das Lipödem meist mit schmerzhaften Symptomen, die von den Betroffenen als normale Beschwerden aufgrund von Übergewicht wahrgenommen werden. Viele Menschen gehen davon aus, dass die Schmerzen durch Bewegungsmangel oder ungesunde Lebensgewohnheiten verursacht werden, ohne an Lipödem zu denken. Diese Fehldiagnose führt häufig zu einer falschen Behandlung, die nicht die eigentlichen Ursachen adressiert und somit wenig Linderung verschafft.
Fehldiagnose aufgrund mangelnder Aufklärung
Ein weiterer Grund, warum das Lipödem so oft übersehen wird, ist die unzureichende Aufklärung über diese Erkrankung, sowohl bei Ärzten als auch bei der Allgemeinbevölkerung. Obwohl Lipödem mittlerweile mehr Aufmerksamkeit erhält, ist es immer noch weitgehend unbekannt. Viele Ärzte, insbesondere in frühen Ausbildungsstadien, sind mit der genauen Diagnose und den spezifischen Merkmalen von Lipödem nicht ausreichend vertraut. Dies führt dazu, dass Betroffene nicht die richtige Diagnose erhalten und stattdessen mit anderen Therapien behandelt werden, die nicht auf die Erkrankung abzielen.
Die mangelnde Aufklärung über Lipödem betrifft auch die Betroffenen selbst. Viele Frauen sind sich der Krankheit nicht bewusst, da sie oft von ungenauen Informationen und Missverständnissen geprägt ist. Sie wissen nicht, dass ihre Symptome durch Lipödem verursacht werden und dass es sich um eine behandelbare Erkrankung handelt. In vielen Fällen suchen Frauen erst dann einen Arzt auf, wenn die Symptome so stark geworden sind, dass sie nicht mehr ignoriert werden können.
Fehlen spezifischer Tests und diagnostischer Kriterien
Die Diagnose von Lipödem wird zusätzlich durch das Fehlen spezifischer Tests oder diagnostischer Kriterien erschwert. Während andere Krankheiten durch Bluttests oder bildgebende Verfahren eindeutig diagnostiziert werden können, gibt es bei Lipödem keinen universellen Test, der die Erkrankung mit absoluter Sicherheit bestätigt. Ärzte müssen sich auf die Symptome und die Anamnese der Patientin verlassen, was zu Unsicherheiten führen kann.
Ein weiteres Problem ist, dass Lipödem oft in den frühen Stadien nur geringfügige Symptome verursacht, die von den Betroffenen nicht als problematisch wahrgenommen werden. Erst wenn die Erkrankung fortschreitet und die Symptome schwerwiegender werden, suchen die Betroffenen möglicherweise einen Arzt auf, aber zu diesem Zeitpunkt kann es schwieriger sein, das Lipödem richtig zu diagnostizieren.
Geschlechterstereotype und gesellschaftliche Missverständnisse
Die Tatsache, dass Lipödem überwiegend Frauen betrifft, spielt ebenfalls eine Rolle bei der Fehldiagnose und der Missachtung der Erkrankung. In vielen Fällen wird das Lipödem nicht ernst genommen, weil die Gesellschaft oft mit stereotypen Vorstellungen über Frauenkörper und Gewicht kämpft. Es gibt ein weit verbreitetes Missverständnis, dass Frauen, die an Lipödem leiden, einfach an Übergewicht oder schlechter Ernährung schuld sind. Diese gesellschaftlichen Missverständnisse führen dazu, dass die Krankheit weniger Beachtung findet und Betroffene sich oft mit Scham und Schuldgefühlen konfrontiert sehen.
Frauen mit Lipödem erleben zudem häufig, dass ihre Beschwerden nicht ernst genommen werden, weil ihre Symptome mit der allgemeinen Erwartungshaltung an Frauenkörper kollidieren. Die Gesellschaft neigt dazu, Frauen für das Aussehen ihrer Körper zu kritisieren und geht oft davon aus, dass Übergewicht einfach durch Disziplin und Selbstbeherrschung behoben werden kann. Diese Haltung führt dazu, dass Lipödem als weniger dringlich oder bedeutend angesehen wird und dadurch leicht übersehen wird.
Fazit: Ein Aufruf zur besseren Aufklärung
Das Lipödem wird häufig übersehen, weil es mit anderen Erkrankungen verwechselt wird, aufgrund mangelnder Aufklärung nicht erkannt wird und die Symptome oft schleichend auftreten. Eine frühzeitige und genaue Diagnose ist entscheidend, um den Betroffenen zu helfen und die richtige Behandlung zu gewährleisten. Es ist wichtig, dass sowohl Ärzte als auch die allgemeine Bevölkerung mehr über Lipödem lernen, damit die Krankheit frühzeitig erkannt und adäquat behandelt werden kann. Nur durch Aufklärung, bessere diagnostische Verfahren und eine breitere Anerkennung dieser Krankheit können wir die Anzahl der übersehenen Fälle von Lipödem reduzieren und den Betroffenen zu einer besseren Lebensqualität verhelfen.